Hörprobleme sind keine Seltenheit in unserer Gesellschaft – in Deutschland sind rund 15 Millionen Menschen davon betroffen. Die gute Nachricht: Alle Varianten der Schwerhörigkeit lassen sich inzwischen diagnostizieren und behandeln. Ob Operation, Hörgerät oder Implantat, es gibt viele Möglichkeiten, das Hörvermögen wiederherzustellen. Wer dafür sorgt? Das Deutsche HörZentrum Hannover (DHZ) arbeitet mit einem Team von Experten an den besten Therapien für Betroffene. Erfahren Sie hier, warum das DHZ besonders ist, an welchen Hörhilfen der Zukunft es bastelt – und hören Sie doch mal rein, wie Schwerhörigkeit klingt.
in Deutschland leiden an Hörstörungen – von Schwerhörigkeit bis zur kompletten Gehörlosigkeit. Damit gehören Hörschäden zu den häufigsten Erkrankungen bundesweit.
wurde das Deutsche HörZentrum Hannover (DHZ) gegründet. Es gehört zur HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover – was den modernsten Standard diagnostischer Verfahren und operativer Behandlungsmöglichkeiten gewährleistet.
ist das Angebot des DHZ: Das Zentrum diagnostiziert Hörschäden differenziert, berät beim Einsatz eines Hörgeräts, führt Operationen durch und betreut Patienten lebenslang medizinisch, technisch und pädagogisch.
ist das DHZ als Teil des Exzellenzclusters „Hearing4All“.
Zusammen mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Bildung prägt das DHZ die Zukunft des Hörens entscheidend mit.
ist die Devise im DHZ: Um Prof. Thomas Lenarz arbeiten HNO-Ärzte, Medizin-Ingenieure, Pädagogen und Logopäden, Hörgeräteakustiker, Hersteller von Hörsystemen sowie Wissenschaftler bis zur Entwicklung von Medizinprodukten in direktem Austausch mit den Patienten.
gibt es in kompletter Bandbreite am DHZ: Dazu zählen konventionelle Hörgeräte, Mittelohrimplantate, Cochlea-Implantate oder Tinnitus Noiser. Auch Hirnstamm- und Mittelhirnimplantate setzen die Experten ein – letztere wurden in der HNO-Klinik der MHH weltweit erstmals implantiert.
sind die Spezialität des DHZ: Mit der HNO-Klinik ist es international bekannt für das weltweit größte Cochlea-Implantat-Programm. Bislang konnten rund 10.000 Erwachsene und Kinder implantiert werden (Stand: 3/2019). Pro Jahr werden rund 600 Patienten neu mit einem CI versorgt.
Gehörknöchelchen
Das Trommelfell beginnt zu schwingen und versetzt
wiederum die drei kleinen Gehörknöchelchen Hammer,
Amboss und Steigbügel im Mittelohr in Bewegung –
übrigens die kleinsten Knochen in unserem Skelett
Trommelfell
Das Trommelfell beginnt zu schwingen und versetzt
wiederum die drei kleinen Gehörknöchelchen Hammer,
Amboss und Steigbügel im Mittelohr in Bewegung –
übrigens die kleinsten Knochen in unserem Skelett
Cochlea
Weiter geht es mit den Schwingungen zum Innenohr.
Hier werden sie von den ca. 20.000 Haarzellen der
Hörschnecke, der Cochlea, in elektrische Impulse umgewandelt
und über den Hörnerv in jene Region des Gehirns weitergeleitet,
die für das Hören zuständig ist. Erst dort findet die Entschlüsselung
und Interpretation der Impulse statt - wir hören.
Unser Ohr ist das erste Organ, das bei unserer Entwicklung funktioniert: Schon ab der achten Lebenswoche im Mutterleib hören wir, da sind wir gerade mal um die 21 Millimeter groß und werden noch Embryo genannt. Mit 18 Wochen ist die Hörfähigkeit dann voll ausgebildet. Das spüren auch die werdenden Mütter: wie ihre ungeborenen Kinder deutlich auf Geräusche reagieren, vor allem auf Musik oder die Stimmen der Eltern.
In diesem Prozess spielen zwei Faktoren eine zentrale Rolle: Frequenz, also die Tonhöhe, und Lautstärke, der so genannte Schalldruck bzw. Schallpegel. Die Frequenz ist die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde und wird in Hertz (Hz), der Schallpegel in Dezibel (dB) gemessen.
Weil der Schallpegel vom Gehörgang bis zu den Gehörknöchelchen je nach Frequenz unterschiedlich stark weitergeleitet wird, hängt das Lautstärkeempfinden auch von der Frequenz des Schalls ab. Dabei reicht das wahrnehmbare Spektrum für uns von etwa 16 Hertz bis maximal 20.000 Hertz, lässt aber vor allem für hohe Frequenzen im Alter nach.
Außerhalb unserer Reichweite liegen sowohl tiefere Frequenzen, der so genannte Infraschall, wie ihn Elefanten noch hören, als auch die höheren Frequenzen des Ultraschalls, den Hunde, Delfine und Fledermäuse wahrnehmen.
Wer die Nacht durchgetanzt hat, kennt das Phänomen: Ist man erst einmal raus aus der Diskothek, klingen Stimmen und Geräusche gedämpft. Die Musik war so laut, dass das Gehör für einige Zeit wie betäubt ist. Kein Wunder – hat doch Clubmusik mit 100 Dezibel eine Lautstärke wie ein Sägewerk! Was unseren Ohren im Alltag noch alles aushalten müssen, lesen Sie hier. Hätten Sie gewusst, dass ein Rockkonzert so laut wie ein Düsentriebwerk ist?
Normalhörende können sich nur schwer in Menschen mit Hörschäden hineinversetzen. Zeit, sich einen Eindruck zu verschaffen! Die folgenden modellhaften Beispiele demonstrieren eindrucksvoll, wie unterschiedlich starke Hörverluste die Wahrnehmung von Geräuschen beeinflussen. Es lässt sich erahnen, wie eingeschränkt die Lebensqualität der Betroffenen sein muss, in einer so von Kommunikation beherrschten Welt zu leben und nur mühevoll daran teilzuhaben.
Quelle: GEERS GUTES HÖREN
Auf dem kurzen Weg zwischen Ohrmuschel und Gehirn kann einiges passieren, was das Gehör nachhaltig beschädigt. So ist bei manchen Menschen die genetische Veranlagung verantwortlich, bei anderen wiederum liegt es an Stress, Unfällen oder Medikamenten. Das Spektrum der Schwerhörigkeit ist breit und reicht von leichten Hörproblemen bis zur kompletten Taubheit. Bundesweit sind 20 Prozent der Bevölkerung von Schwerhörigkeit betroffen, als rund 15 Millionen Menschen. Mag die individuelle Ursache der Hörminderung unterschiedlich sein, sind doch die Folgen für alle Betroffenen gleich: Ihre Chancen in Bildung und Beruf sinken und ihnen droht mitunter die gesellschaftliche Isolation. Werfen Sie einen Blick auf das Spektrum der Schwerhörigkeit.
Hörstörungen im Mittelohr, sogenannte Schallleitungsschwerhörigkeiten, können grundsätzlich operativ behandelt werden. Die einfachste Form etwa bei einem Mittelohrerguss: der Trommelfellschnitt. Bei chronischen Entzündungen oder Verletzungen des Mittelohres durch Unfälle oder Erkrankungen kann eine Mittelohroperation helfen. Hierbei werden die Gehörknöchelchen wiederhergestellt. Das kann auch mit sogenannten passiven Prothesen gelingen, Gehörknöchelchen-Implantate also, die die Funktion der natürlichen Gehörknöchelchen ersetzen.
Hörstörungen im Innenohr können Patienten nur bei schnellem Fortschreiten medikamentös behandeln lassen. Entwickeln sich Schallempfindungsstörungen langsam über einen längeren Zeitraum, kommt in der Regel ein Hörgerät zum Einsatz. Konventionelle Geräte haben sich in den vergangenen Jahren hinsichtlich Form und Technik deutlich weiterentwickelt. Alternativ gibt es zunehmend teil- und voll-implantierbare Mittelohrimplantate, die insbesondere ein gutes Sprachverstehen im Störgeräusch zulassen. Bei hochgradiger Innenohrschwerhörigkeit sind elektrische Hörprothesen geeignet – sogenannte Cochlea-Implantate (CI). Mehr zum CI lesen Sie in diesem Beitrag.
Bei einer kombinierten Schwerhörigkeit treten eine Schallleitungsstörung im Mittelohr und eine Schallempfindungsstörung im Innenohr gleichzeitig auf. Entscheidend ist dann, ob sich das Mittelohr ausreichend belüften lässt. Ist das der Fall, muss das eingesetzte Hörgerät nicht übermäßig verstärkt werden. Neuerding lassen sich auch passive und aktive Mittelohrimplantate kombinieren.
Ist bei einer Taubheit der Hörnerv intakt, kann als Therapie ein Cochlea-Implantat eingesetzt werden. Ist der Hörnerv beschädigt, kommen eventuell Hirnstammimplantate oder Mittelhirnimplantate in Frage.
Tinnitus ist ein vom Patienten individuell wahrgenommenes, andauerndes Sausen, Klingeln oder Pfeifen in den Ohren (subjektiver Tinnitus). Nur selten kann ein Ohrgeräusch auch vom Arzt gehört werden (objektiver Tinnitus). In vielen Fällen eines lang andauernden Tinnitus findet man weder eine eindeutige Ursache noch eine einzige, sofort wirkende Therapie. Individuell angepasste Therapien helfen Patienten, Ohrgeräusche und Lärmempfindlichkeit deutlich reduzierter wahrzunehmen – oder sogar komplett auszublenden. Wie das funktioniert, erfahren Sie hier.
⇒ Verstärken oder lieber verstecken?
Der sogenannte „Noiser“ sieht aus wie ein kleines Hörgerät und überdeckt das Geräusch des Tinnitus – indem er selbst ein Geräusch verursacht. Das betroffene Ohr nimmt Tinnitus und Noiser gleichermaßen wahr, was den eigentlichen Tinnitus gefühlsmäßig in den Hintergrund versetzt. Alternativ lässt sich der Noiser mit einem Hörgerät kombinieren, sodass er ein definiertes Rauschen im äußeren Ohr abgibt und den Tinnitus damit überdeckt.
⇒ Ein Schrittmacher für den Hörnerv:
Das sogenannte Tinnelec-Implantat stellt das normale elektrische Entladungsmuster im Hörnerv mittels elektrischer Stimulation wieder her. Es besteht aus einem äußeren Teil, der hinter dem Ohr befestigt ist, und einem inneren Teil mit Elektrode, der außen an der Hörschnecke platziert wird. Die Medizinische Hochschule Hannover wendet Tinnelec derzeit in einer klinischen Studie an.
Die häufigste Ursache für hochgradige Hörminderung bis hin zu Gehörlosigkeit sind defekte Haarzellen in der Hörschnecke, der Cochlea. Da sich diese empfindlichen Sinneszellen nicht selbst reparieren oder nachwachsen können, ist eine Gehörlosigkeit erst einmal unheilbar. Aber: Sie ist technisch zu überwinden – dank des Cochlea-Implantats (CI). Denn das System übernimmt die Funktion der ausgefallenen Hörsinneszellen und wandelt Schall in elektrische Pulse um, die der Hörnerv dann weiter ans Gehirn leitet, das sie entschlüsselt und interpretiert. So können Betroffene wieder Geräusche, Musik und vor allem Sprache wahrnehmen.
Das CI besteht aus zwei Teilen: einer Elektrode in der Gehörschnecke sowie einem Sprachprozessor hinter dem Ohr, der die Informationen ans Implantat über eine Spule überträgt. Diese ist mithilfe eines Magneten am Kopf befestigt. In einer rund zwei- bis dreistündigen Operation setzen Spezialisten des Deutschen Hörzentrums die Elektrode in die Hörschnecke ein. Anschließend überprüfen sie noch im OP die Funktion und Lage der Elektrode in der Schnecke. An der MHH ist diese Implantation trotz aller Komplexität mittlerweile ein Standardverfahren. Die Strukturen der Hörschnecke werden dabei geschützt, das Restgehör bleibt somit erhalten.
Mit dem CI ist erstmals der Traum vom Ersatz eines menschlichen Sinnesorgans Wirklichkeit geworden und hat Einzug in die klinische Routine gehalten. Die HNO-Klinik der MHH versorgt als weltweit größtes Referenzzentrum für Cochlea-Implantationen jährlich rund 600 neue Patienten. Inzwischen haben die Experten der MHH seit 1984 rund 10.000 Menschen wieder in die Welt des Hörens geführt.
Leiten im gesunden Ohr tausende Haarzellen die Schallinformation an das Gehirn weiter, übernehmen bei einem CI zwölf bis 22 Elektrodenkontakte diese Aufgabe. Diese große Kompression macht sich klanglich bemerkbar, doch das Gehirn kann aus dieser künstlichen, elektronischen Information ein gutes Klangbild zusammensetzen und schließlich Sprache sogar beim Telefonieren erkennen.
Die Vielfalt der Zellartenim Innenohr macht eine Therapie zur echten Herausforderung. Neu generierteHaarzellen im Innenohr können nur dann funktionieren, wenn sie sich an derrichtigen Position befinden. Mit einem speziellen Positionierungssystem will dieHNO-Klinik der MHH eine zielgerichtete Stammzelltransplantation ermöglichen,um beschädigte Haarzellen im Innenohr zu ersetzen.
Bestimmte Wachstumsfaktoren können Zellen des Hörnervs vor dem Untergang schützen, wenn Gehör oder Gleichgewichtssinn beschädigt wurden – etwa durch Umwelteinflüsse wie Lärm. In Experimenten hat sich gezeigt, dass sich nicht nur das Überleben durch diese Wachstumsfaktoren verbessert, diese regen sogar das Auswachsen von Nervenausläufern an.
Ähnlich der Blut-Hirn-Schranke existiert im Innenohr eine Barriere, die die Aufnahme von bestimmten Wachstumsfaktoren verhindert. Deshalb werden neuartige, intelligente Systeme entwickelt, die die Faktoren direkt in das Innenohr transportieren.
Um einerseits die Abgabe von Wachstumsfaktoren über einen langen Zeitraum in das Innenohr zu garantieren und andererseits zerstörte Haarzellen zu ersetzen, werden Zellen genetisch verändert. Sie werden direkt in das Innenohr Ertaubter eingesetzt oder auf die Oberfläche der Elektroden von Hörimplantaten aufgetragen (zum Beispiel Cochlea-Implantate). Sobald die Elektrode in das Innenohr eingeführt wurde, entsteht die gewünschte Wirkung.
Vor allem körpereigene Zelle – wie etwa Zellen aus dem Knochenmark oder Stammzellen – erscheinen sehr geeignet, um Zellen im Innenohr zu unterstützen. Sie können nach genetischer Veränderung angeregt werden, Nährstoffe zu produzieren. Der Vorteil dieser Zellen ist, dass sie aus dem Körper des Patienten stammen und somit nicht direkt abgestoßen werden.